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Zusammengefaßt bedeutet das:
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Die grammatikalischen Regeln lösen sich auf, die Schreibweise ist anarchistisch, die Zeichensetzung jedem selbst überlassen, und der verbliebene Wortschatz der eigenen Sprache wird durch englische Vokabeln verdrängt. Jeden Tag gehen so Wörter verloren, die nicht mehr zurückkehren. Wir, die Deutschen, die einst in der Welt als Kulturvolk gepriesen wurden, zertrümmern von Woche zu Woche die eigene Sprache. Wir verhunzen sie und wir jagen sie fort, als wäre sie ein Dieb, der uns ausplündert. Und an der Spitze dieser Vernichtungsaktion steht die sogenannte Elite unseres Volkes - die Macher in den Medien, die Politiker, die Lehrer, die Professoren und die Wortführer in Bildung und Kultur. Das hat es in der Menschheitsgeschichte noch nie gegeben, daß sich ein Volk freiwillig die eigene Sprache wegnimmt. Wir aber tun es ohne Unterlaß. Wir aber, als wären wir lauter Dummköpfe, gehen in jeder Minute auf die Suche nach Wörtern aus einer fremden Sprache und werfen dafür ein Wort aus unserem Sprachschatz weg - für immer. Wir Deutschen, im Holocaust erfahren, haben nach den Juden, die wir während der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten europaweit verfolgten und millionenfach vernichteten, jetzt ein anderes Opfer gefunden, dem wir in der raffgierigen Spaßgesellschaft, deren Bildungsfundament zusammengebrochen ist, das Leben nehmen wollen: der eigenen Sprache.Ein Trost bleibt allerdings: Wenn die bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Reste der deutschen Sprache im nächsten Jahrzehnt vollkommen verschwunden sind und ein deutscher Bestseller-Autor sich bei seinen Lesern mit dieser Formulierung vorstellt „Ich, bester Writer von Story, seien easy drauf“, wird der Monat nicht fern sein, an dem das Parlament der Vereinigten Staaten von Europa den Beschluß fast, Oxford-Englisch als Amtssprache in allen 34 Mitgliedsländern einzuführen. Dann werden wir, die Einwohner in der Provinz Germany, endlich wieder in der Lage sein, uns in einer grammatikalisch verbindlichen und in der Schreibweise einheitlich definierten, wortreichen Hochsprache zu verständigen, die nicht mehr so klingt wie das im Bundestag und auf der Straße gesprochene Pidgin-Deutsch, als würden chinesische Tagelöhner in Kalkutta einen unter britischer Flagge fahrenden Bananendampfer aus Honduras entladen.
(Copyright 2002 - www.dante-verlag.de)
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Nachhilfe in der Beherrschung... / Vollständiger Text (Druckversion)
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