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Leseprobe - Karriere eines Komplotts

von Rainer Popp

E-Book:
281 Seiten, 7,00 €uro
Download: www.dante-verlag.de
Print-Book: 290 Seiten, 14,50 €uro
(A)15,00 € (CH)26,50 sFR
Klappbroschur, 20x12cm
ISBN 3-936880-00-X
zu beziehen über den Buchhandel
oder über www.dante-verlag.de

 


Mit diesem Roman, der ein phantastischer Thriller ist über die kriminellen Verstrickungen von demokratisch legitimierter Staatsmacht, beschreibt Rainer Popp das Unheil, das uns Bürger bedroht, wenn einem Spitzenpolitiker im Umfeld von Sex, Terrorismus und Mord das Recht auf die Selbstbestimmung seines Lebenslaufs genommen und er mit dem Verlust seiner Selbstbeherrschung zum Spielball von Erpressern wird.
"Karriere eines Komplotts" ist ein erschütterndes Beispiel dafür, wie Verantwortung, die als Mandat verliehen wurde, zu Eigennutz verludert und nur dem Erhalt der Macht und der Selbstdarstellung dient.
Diese unglaubliche Geschichte, die sich haarscharf an der Wirklichkeit orientiert, legt Zeugnis ab über den Aufstieg eines prahlsüchtigen Egomanen vom verwahrlosten Arbeiterkind und heranwachsenden Berufsrevolutionär, der militant gegen die Politik der USA vorgeht, bis zum Spitzenpolitiker der Berliner Republik, der einen Kriegseinsatz befürwortet und sich in Washington Liebkind macht.
Der von Ehrgeiz und unerschütterlichem Selbstbewußtsein getriebene Hauptdarsteller in diesem Buch, ein rücksichtsloser, verschlagener und rednerisch begabter Schulabbrecher, wird ideologischer Führer und Aushängeschild einer politischen Bewegung - gesteuert von Dunkelmännern, die mit ihm ihre eigenen Ziele verfolgen.
Die charakterlichen Merkmale dieser gedungenen Marionette, Medien-Star und beliebtester Politiker seines Landes, die sich mit Tricks und Protektion den Weg nach oben freiboxt, sind Metaphern für die Prototypen von Karriereristen, wie sie überall auf der Welt an den Schalthebeln von Politik und Wirtschaft zu finden sind: begierig auf Vorteilsannahmen, geltungssüchtig und machtversessen.


Inhaltsangabe

Der Autor
Das Buch
Eine Sirene vorweg: damit Sie ganz still sind und zuhören.
Das Schicksal der Weggefährten: einer frißt Scheiße, der andere Kaviar.
Das Bein in der Pfütze: so hingesegelt, als wär’s ein Bumerang.
Im Feuerauge der Macht: Vollidioten, Freunde, ein dunkler Raum.
Bei Ölgestank und Hunger: der Glaube an sich und die Vorsehung.
Ein Herr von Staat: Huren, Fahnen, Nadelstreifen.
Schlachten im Maisfeld: Bomben, Pferde, Pflastersteine.
Raketen und Eitelkeiten: als Ehrerbietung in die Sonne geschickt.
Heimsuchung und mehr: Arschgesichter, Mensa, Sex im Rudel.
Kein gutes Haar: er betet an, was er bekämpft.
Der Blick ins Fenster: sechs Schüsse und ein Phantom.
Jongleur mit sich selbst: Kriegsgewinne und ein Farbbeutel.
Zwei am Nachbartisch: der Bursche kann noch was werden.
Feuerhaken im Vergessen: warten, bis Gras über die Sache wächst.
Unter blühenden Zitronen: der lange Atem für die Stunde X.


Eine Sirene vorweg:

damit Sie ganz still sind und zuhören.

Die ungeheuerliche, Angst einjagende Geschichte, die ich Ihnen jetzt mit 56.349 Wörtern als Gleichnis erzählen werde, ist so wahr und so sicher wie das Amen in der Kirche; sie ist aber auch reine Fiktion, die sich haarscharf der Realität nähert, und sie ist nachvollziehbare Wirklichkeit, die der Phantasie entspringt; sie ist einerseits unfaßbar und auf der anderen Seite, eingebettet in den politischen Morast, in dem zahllose, öffentlich aufgehängte Warnschilder von schwarzen Kassen, Begünstigung und fortgesetzter Regierungskriminalität in aller Welt sprechen, die denkbare Konsequenz verbrecherischer Energie, die Vorgehensweise machtversessener Einzelgänger und die Logik konspirativer Spionagetätigkeit.
Sex-Affären, Saufgelage und bibeldicke Banknoten-Bündel, die Waffenhändler und pomadige Nadelstreifen-Abordnungen von Großkonzernen als Parteispenden oder als privat zu verwendendes Zubrot in Hinterzimmern über den Tisch reichen, gehören ebenso zum Arbeitsalltag etlicher Mandatsträger wie Steuerbetrug, Geldwäsche, Testatfälschungen von Rechenschaftsberichten und Bilanzen, Wechselreiterei, Denunzierungen und notorisches Lügen vor Kameras und Mikrophonen.
Tötungsdelikte nach Machart von Berufskillern und der Einsatz von Briefbomben sind selbstverständlich nicht ausgeschlossen. Und im Geflecht von Logen und Lobbyisten, von Seilschaften und Siegertypen, von glorreichen Gurus und gewählten Göttern, die eigentlich bis ins Mark verdorben sind, blühen die Verbrechen in Ministerien, in Bungalows, in Palästen, in Amtssitzen, in roten oder weißen Häusern.
Wer hätte sich vorstellen können, daß der durch Kopfschüsse einem Mordanschlag zum Opfer gefallene amerikanische Präsident John F. Kennedy und danach sein, ebenfalls von einem Syndikat umgebrachter Bruder Robert, im Amt des Justizministers mit Marilyn Monroe ein sexuelles Verhältnis beginnen wird und daß der Hollywood Superstar und die weltberühmte Blondine, die entschlossen war, Einzelheiten dieser doppelten Unterleib-Eigenschaft auf einer Pressekonferenz auszuplaudern, im Alter von 36 Jahren an einer hochprozentigen Drogen-Überdosis starb, die ihr US-Agenten mit einem Klistier als Einlauf rektal in ihrem mit Abhöranlagen verwanzten Himmelbett verabreichten. Angeblich soll die Mimin schwanger gewesen sein: von JFK. Der wiederum hatte gleichzeitig ein Verhältnis mit Judith Campbell Exner, der Braut des Mafia-Bosses Sam „Momo“ Giancana, und eine Liaison mit dem ostdeutschen Busenwunder Ellen Rometsch, die auch mit einem sowjetischen Diplomaten ins Bett ging.
Wer hätte sich träumen lassen, daß der amerikanische Präsident Richard Nixon, der Tricky Dick genannt wurde, persönlich den Auftrag zu einem Einbruch erteilt, um im Watergate-Building der Hauptstadt Washington ein Parteibüro der Demokraten ausplündern zu lassen. Sein in letzter Minute verkündeter Rücktritt rettete ihn vor einem, vom Kongreß bereits auf den Weg gebrachten offiziellen Verfahren zur Amtsenthebung.
Wer hätte es ihm angesehen, daß der russische Präsident Boris Jelzin, der die Vereinigung der beiden deutschen Staaten sich weiter ereignen ließ, nur durch ein Amnestie-Dekret seines Amtsnachfolgers Putin vor Kerker-Haft wohl verschont bleiben wird, hatte er doch Gelder der Weltbank, die für sein Land bestimmt gewesen waren, in die eigene Tasche gesteckt. Die Hunderte von Millionen US-Dollar sollen, wie Verbindungskreise von Geheimdiensten und internationale Finanzmakler berichten, über Moskauer Filialen montenegrinischer Geldinstitute gewaschen worden sein.
Wer hätte je in Erwägung gezogen, daß der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel, ein gestriegelter Polit-Stenz und Münchhausen-Nachfahre, der sein Ehrenwort verpfändete vor der deutschen Nation, tot in einer Schweizer Hotel-Badewanne endete und der, angeblich in Waffengeschäfte mit dem Iran verwickelt, dort ermordet wurde, oder seinem Leben selbst ein Ende setzte. Daß er seinen Herausforderer im Amt denunzierte, ausspionierte und ihn mit einer Aidserkrankung verleumdete, sei nur nebenbei erwähnt.
Wer hätte es je für möglich gehalten, daß Spitzenvertreter der Bank des Vatikans im hohen Range von Vorstandsmitgliedern und Generalbevollmächtigten in illegale Transaktionen von Hunderten von Millionen US-Dollar verstrickt waren und Totschläger auf einen Anruf hin Verräter und Unschuldige gleichermaßen niedermetzelten. Ein Dunkelmann, der Bankier Roberto Calvi, baumelte mit durchnäßter Armani-Hose, als Ausflugsdampfer mit Touristen an Bord zur Hafenrundfahrt starteten, mit einer Schlinge um den Hals, aufgeknüpft an der Unterseite der Blackfriars-Bridge in London.
Wer hätte es ihm je angemerkt, dem italienischen Ministerpräsidenten Craxi, der bei Staatsbesuchen mit dem Abspiel der Nationalhymne und militärischen Ehren begrüßt und der von Papst Johannes Paul II. in Privataudienz empfangen wurde, daß ihn ein Gericht in Abwesenheit schuldig in einem Mordverfahren sprechen würde. Durch seine Flucht nach Tunesien brauchte er seine Strafe in einem römischen Kerker nicht abzusitzen. Inzwischen ist er in seinem Exil gestorben.
Wer hätte je auch nur einen Gedanken daran verschwendet, daß der Bundesinnenminister Manfred Kanther, der sich auf europäischer Ebene im Gehabe und dem vertrauenserweckenden Auftreten eines Sheriffs für den Kampf gegen die mafiösen Strukturen des organisierten Verbrechens eingesetzt hatte, selbst ein mutmaßlicher Schieber war von Geheimkonten und dubiosen Barvermögen, deren Annahme und Verwendung gegen die geltenden Gesetze verstoßen.
Wer hätte es ihnen je unterstellt, ohne rot zu werden, daß die beiden großen französischen Parteien, die Sozialisten und die Gaullisten, wie ihnen jetzt der dringende Tatverdacht vorgeworfen wird, jahrzehntelang von jedem öffentlichen Auftrag, der im kleinsten Dorf oder in der Pariser Metropole mit Mitteln der Steuerzahler vergeben wurde, zehn Prozent als Schmiergelder in die eigenen Taschen gesteckt haben sollen.
Wer hätte sich dieses Delikt ausdenken können, das sich mutmaßlich zugetragen hat: Der Sohn des ehemaligen Staatspräsidenten Frankreichs, Jean-Christophe Mitterrand, (Spitzname: „Papa m´a dit“) dessen Vater François mit einer Maîtresse eine Tochter gezeugt hat, steht unter dem Verdacht, als Staatsbeamter Geld gewaschen, dafür Provisionen eingesteckt zu haben und in russisch-angolanische Waffengeschäfte verwickelt zu sein. Der peinvolle Lohn: Haft.
Wer hätte diese Phantasie aufgebracht, daß ein gottgläubiger, verheirateter amerikanischer Präsident, der demütig betende Kirchgänger Bill Clinton mit Namen, im geheiligten Oval Office des Weißen Hauses, der mächtigsten Schaltzentrale der westlichen Welt, eine dralle Praktikantin mit Silberblick verführt - Monica, wie sie gerufen wird - und ihr, hinreichend erregt, während seine Shorts in den Kniekehlen schlingern, bei schlüpfrigen Doktor-Spielen mit einer besenstieldicken Havanna-Zigarre aus Fidel Castros sozialistischem Tabakanbau die skandalumwitterte Vagina zupflockt.
Und wer hätte den ersten Stein geworfen auf den Kanzler des Bundes, Helmut Kohl, bevor er sich schuldig bekannt hat, Millionenbeträge verschoben und verschleiert sowie Untergrund-Kassen für Wahlkämpfe und andere Sonderausgaben bestückt zu haben. Was sind das für Taten im Vergleich zu Schwarzfahrern, Ladendieben, Erbschleichern und Zechprellern, die in den Zentralregistern der Polizeien geführt werden.
Daß die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) unter ihrem rechtsradikalen Chef-Ideologen Jörg Haider über bezahlte Spitzel Polizeicomputer anzapfen ließ und mit den illegal erlangten Fakten mißliebige Konkurrenten und politische Widersacher denunziert hat, ist nicht verwunderlich. Dieses Kartell, in dem willfährige Kriminalbeamte, Politiker und Journalisten die Hauptrolle spielten, funktionierte jahrelang, bis ein Insider auspackte und dieses kriminelle System zur Machterhaltung an die Öffentlichkeit und damit zu Fall brachte.
Wer hätte es nicht für immer ausgeschlossen, daß es jemals möglich wäre, was Silvio Berlusconi als Ministerpräsident Italiens vor den Augen einer empörten, aber auch ohnmächtigen Öffentlichkeit getan hat: sein Amt mißbraucht, um sich den gegen ihn gerichteten Ermittlungsverfahren zu entziehen. Dieser zwielichtige Verbindungsmann zur Mafia, einst als Baulöwe reich geworden und als Eigentümer von Fernsehsendern und Presseunternehmen mächtig, hat in seinen landesweit vorherrschenden Medien Staatsanwälte verunglimpft und Richter unter Druck gesetzt, die gegen ihn ermittelten. Der wegen Korruption, Bilanzfälschungen, Steuerhinterziehung und Betrug ins Netz der italienischen Justiz geratene Regierungschef scheute selbst davor nicht zurück, eine Gesetzesnovelle vorzulegen, bei der genau die Straftaten abgemildert und verwässert worden sind, die ihm als Privatperson und Staatsbürger zur Last gelegt wurden. Darüber hinaus ließ er erfahrene Mafia-Jäger von ihren Posten ablösen und in die Provinz versetzen, oder er entzog ihnen den Personenschutz und machte sie damit zum Freiwild für das organisierte Verbrechen.
Die Aufzählung von Vorfällen der kapitalen Verbrechen, der sexuellen Verirrungen und der Gesetzesübertretungen von sogenannten Spitzenvertretern ließe sich beliebig lang fortsetzen und in einer vierundzwanzig Bände umfassenden Enzyklopädie zusammenfassen. Kein Land von vermeintlicher Demokratie bleibt dabei ausgenommen, erst recht keine Diktatur; und keine politische und unternehmerische Ebene wird ausgeschlossen.
Wir alle, die wir Bürger sind und, soweit wir dürfen, Wähler, kennen die Gaunereien von Korruption und Begünstigung, von Vertuschung und Bespitzelung, von Betrug und Verrat, von Gewalttaten und den Anschlägen bezahlter Killer. Wir kennen die Vorteilsannahmen, die Absprachen unter der Hand, die Zuwendungen, die man sich gegenseitig verteilt. Wir haben jedoch, was die Karriere dieses von mir beschriebenen und von langer Hand eingefädelten Komplotts betrifft, nicht die geringste Ahnung; ebenso nicht von den sich dahinter verbergenden Machenschaften und konkret verfolgten Absichten - im Gegensatz zu einigen Hintermännern, die ihr beweisbares Material über die Verwicklung eines Mannes in eine kapitale Straftat bis heute für eine mehr als zwanzig Jahre andauernde Erpressung nutzen.
Dieses unsichtbare Würgehalsband, das von jedem Ort der Erde gesteuert werden kann, wird so lange festgezurrt bleiben, bis der Täter, dem - vielleicht - nur vorübergehende Schonung gewährt wird, seine Schuldigkeit getan hat, oder bis er zu Tode kommt - mag sein mit einem plötzlichen Gehirnschlag, mag sein als alter Mann im Bett, mag sein bei einem Anschlag eines Fanatikers, mag sein bei einem gezielten Mord aus den üblicherweise vorgeschobenen Gründen der nationalen Sicherheit.
Der Hauptdarsteller in diesem Roman und der tragisch-durchtriebene Held, den ich Jonas Flack nenne, ist ein ehrgeiziger, politisch talentierter, wißbegieriger, rücksichtsloser Egomane: energiegeladen, impulsiv, zielstrebig, hartnäckig, rednerisch begabt und verschlagen; einer, der über Leichen geht, der sich vom Schmuddelkind zum Liebhaber feinster Anzüge verwandelt.
Er ist Schulabbrecher und Arbeiterkind, ist Täter und Opfer, ist manchen ein Freund und manchen der Feind, ist mehrfach gescheiterter Ehemann und gutherziger Vater. Seine ungeheuerliche Selbstmotivation, die er aus der Erkenntnis seiner frühen Verwahrlosung und dem fanatisch angestrebten Ziel der Überwindung schöpfte, und sein unerschütterliches, rüdes, beinahe dämonisches Selbstbewußtsein haben ihn vorangetrieben - bis, hier und heute, an den Mahagoni-Tisch einer Ministerrunde.
Der im April Geborene, der, verarmt und verachtet, nichts zu verlieren hat, der als 18jähriger auf der untersten sozialen Stufe vegetiert, der von seinen Spielkameraden verspottete Bildungs-Versager, der sich schon als Heranwachsender für einen geborenen Führer hält, der sich mit Tricks und Protektion bis an die Spitze einer Bewegung durchschlägt, steigt auf vom prahlsüchtigen Herumtreiber und Gelegenheitsarbeiter, der in der unmittelbaren Nähe von militanten Terroristen das Herrschaftssystem des Staates umzustürzen versucht, zum Staatsminister einer Republik, der die Luftstreitkräfte seines Landes in einen Krieg treibt - gegen die vor seinen Anhängern stets beschworene eigene Überzeugung und gegen die pazifistische Doktrin seiner Partei, zu deren Gründungsmitgliedern er gehört.
Sein nächstes Ziel, das er, durch eigenen Machtwillen getrieben und genötigt durch seine Erpresser, als gedungene Marionette anstrebt: Er will und er soll Regierungschef werden. Unterdessen beten mutmaßliche Terroristen, er möge doch so schnell wie möglich Staatsoberhaupt werden, damit er sie aus lebenslanger Strafhaft begnadigen könne.
Noch etwas Absonderliches will ich Ihnen nicht vorenthalten: Niemand wußte, als ich mit der Arbeit an diesem Buch begann, worüber ich schreibe. Niemand konnte erahnen, so war ich mir sicher, welche von mir ausgewählten Personen in welche Handlungen verstrickt würden.
Die Handlung des Romans, die ich im Kopf hatte, war mein Geheimnis und sie sollte es bleiben bis zur Veröffentlichung. Um so größer war mein Erstaunen, als ich, ein reiner Zufall, in mehreren Gesprächen feststellte, dass sich der Kern meiner Story, eine Mischung aus Rezension meiner Phantasie und Reportage meines Wissens, geflüstert von einem Mund zum anderen, bereits als Gerücht und Unterstellung oder als sogenannte Geheimdienst-Information im Umlauf befand.
Wie groß der Kreis derjenigen ist, die mit ihrer juristisch noch unbewiesenen Nachrede einen real existierenden, namentlich erwähnten Politiker erledigen oder entlarven wollen, ist mir unbekannt. Bruchstücke seiner Biographie sind demjenigen, der gemeint ist, um die Ohren geflogen; fünfzehn Tage, nachdem ich dieses Buch zu schreiben begonnen hatte.
Keine Kenntnis darüber habe ich ebenfalls, ob die Theorie des Komplotts auf einer einzigen Quelle beruht, die in alle Winde zerfließt, oder ob das giftige Wasser aus verschiedenen, voneinander unabhängigen Brunnen sickert.
Die Rollen und die Charaktere der Figuren, die auf den folgenden Seiten agieren und zu Wort kommen, sind ziemlich frei erfunden, oder sie stammen aus dem Fundus meines informierten und aktuell aufgeladenen Unterbewußtseins. Ähnlichkeiten mit Lebenden der Zeitgeschichte, die unter uns sind und die weiterhin die staatlichen Machtzentren und die Schlagzeilen beherrschen, wären eigentlich zufällig.
Das gilt ebenso für die Lebensläufe, für die Verstrickungen, für die namentlich genannten Wohnorte und pauschal für all das, was gesagt und was getan, oder was unterlassen wurde.

Das Schicksal der Weggefährten:
einer frißt Scheiße, der andere Kaviar.

Das Gefühl, das ihn als tosender, mit der Klanggewalt von Hunderten von Geigen begleiteter, auf Stelzen daherkommender Blitzstrahl durchzuckte, war so köstlich und so unglaublich berauschend, wie alle seine Glückssekunden zusammen, die er jemals in seinem Leben empfunden hatte. „So wahr mir Gott helfe“, hörte er sich sprechen und registrierte, wie er seinen erhobenen rechten Arm zurücknahm an die Hosennaht. Er spürte, daß seine Unterlippe zitterte und ein noch nie in dieser Intensität empfundener Schauer, den er wie einen vielfach komprimierten, erstickenden Lustschrei aufnahm, in mehreren warmen Wellen über Brust und Rücken und den Nacken hinauf bis zum Ansatz seiner gescheitelten Haare hüpfte.
Jonas Flack, der sich nicht anmerken ließ, daß er kurz davor war, die Besinnung zu verlieren und in Ohnmacht zu fallen, drückte die hingestreckte Hand des Parlamentspräsidenten, wobei er nur dessen Fingerspitzen zu fassen bekam, und murmelte kaum hörbar „Vielen Dank. Danke sehr“, nachdem ihm Oskar Lietke, ein altgedienter Sozialdemokrat den Amtseid abgenommen und ihm „Allzeit eine glückliche Hand für Ihre neue Aufgabe“ gewünscht hatte.
Einen Wimpernschlag später registrierte Flack die Beifallsstürme der beiden Koalitionsfraktionen, als dröhnten ihm Fanfarensignale direkt in die Ohren. Er streckte sein Kreuz durch, nahm den Kopf hoch, schob das Kinn vor und ging mit steifen, langsamen Schritten von der Empore zurück zu seinem Platz auf der Regierungsbank, getragen von der Sänfte des Applauses, der noch einmal anschwoll, als Flack sich, wie er es mehrfach in seinem Badezimmer geübt hatte, in der Pose gebieterischer Demut vor dem Hohen Hause in würdevoller Ergebenheit verbeugte.
Diese zackig huldvoll inszenierte Geste, so war es seine Absicht, sollte demonstrativ zum Ausdruck bringen, daß hier kein Kutscher einen Diener macht, dem sein adeliger Herr zur Belohnung einen Dukaten zugeworfen hat, sondern daß er, der gewählte Volksvertreter, mit seiner geneigten Körperhaltung dem obersten Souverän des Staates die Ehre erweist. Hoffentlich sieht es nicht zu militärisch aus? überlegte Flack.
Bevor er sich setzen konnte, was er sich in diesem Augenblick an diesem frühen Novemberabend nicht sehnlicher wünschte, weil ihm das Blut in die Beine gesackt und ihm schwindlig geworden war, wurde er von einem Pulk mehrerer Dutzend Abgeordneter umringt, die ihn umarmten, die ihm auf die Schultern klopften und ihm zuriefen: „Endlich! Wir haben es geschafft!“ und „Eine Sternstunde für unser Land“ oder „Darauf haben wir sehnsüchtig fast zwei Jahrzehnte gewartet.“
Flack selbst war sich nicht bewußt, was in den zurückliegenden Minuten mit ihm geschehen war. Die Jubelrufe, die ihm galten und die Anerkennung, die ihm freudestrahlend zugesprochen wurde, ließen ihm keine Ruhe und keine Zeit für eine klare Analyse und eine nüchterne Bestandsaufnahme. Er sollte erst Stunden später darüber nachdenken und diesen bis dahin wichtigsten und verheißungsvollsten Tag in seinem Leben begreifen lernen, als er, wie so oft in den vergangenen Jahren, den täglichen Anruf kurz vor Mitternacht bekam über das Extra-Handy, dessen Geheim-Nummer nur einer Stelle bekannt war.


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